OMG. Diese Worte fallen der Buchhalterin immer ein, wenn Sie halterlose Strümpfe mit möglichst breitem Spitzenabschluss, ähnlich einer Häkeldecke aus Großmutters Zeiten sehen muss. Zeit mal etwas Aufklärungsarbeit zu leisten und wie Buchhalterinnen so sind, das auch akribisch zu recherchieren….
Beginnt man mit der chemischen Formel H2N-(CH2)6-NH2 + HOOC-(CH2)4-COOH ? (-NH-(CH2)6-NH-CO-(CH2)4-CO-)n+ 2n H2O wissen die meisten Menschen noch nicht um was für einen Stoff es sich handeln könnte.
Eine illegale Droge? Weit gefehlt, laut Gesetz fällt dieser Stoff nicht unter das Betäubungsmittelgesetz.
Eine legale Droge etwa? Auf den ersten Blick würde man zu der Auffassung kommen: nein. Drogen sind schließlich „Stoffe und Zubereitungen, die primär zur Erzeugung eines Rauschzustandes oder zur Befriedigung einer Sucht verwendet werden.“ Doch bei dem speziellen Stoff ist das gar nicht so abwegig.
Also doch eine Droge? Die Antwort lautet immer noch nein. Oder vielleicht doch, für den ein oder anderen wohl schon.
Die Formel H2N-(CH2)6-NH2 + HOOC-(CH2)4-COOH ? (-NH-(CH2)6-NH-CO-(CH2)4-CO-)n+ 2n H2O steht für den Stoff aus dem die Träume sind: Nylon.
Vor etwas mehr als 75 Jahren von Dr. Wallace Hume Carothers entwickelt, benutzte man diese Polyamidfasern aber zuerst um Zahnbürsten herzustellen.
Wie unerotisch! Zahnbürsten am Bein zu tragen. Das dachte sich auch Dr. Wallace Hume Carothers und brachte die dünnen Fasern so in Form, dass man sie auch industriell auf den dafür benötigten Cottonmaschinen verwirken konnte.
Am 15.5.1940 war es dann soweit: Dupont verkaufte die ersten 5 Millionen (zur Wiederholung: 5.000.000) Paar Nahtstrümpfe an modebewusste Amerikanerinnen.
Seit diesem Tag gab es kein Halten mehr. Richtig gehört. Nylon als relativ unelastisches Material muss bereits bei der Herstellung so gewirkt sein, dass es beim Zusammennähen zu einem Schlauch die richtige Beinform bekommt. Und diese feinen Wirkwaren hielt tatsächlich nichts, sie rutschten und drehten sich, was das Zeug hielt.
Eine Frau tat deshalb gut daran, sich einerseits eine gute Technik bereits beim Anziehen anzueignen andererseits sich zu den Nylonstrümpfen auch zuverlässige Strumpfhalter zuzulegen. Bestens geeignet sind damals wie heute die klassischen Strumpfhalter aus Metall. Strumpfhalter aus Plastik eignen sich für das feine aber auch störrische Gewebe weniger und geben schnell auf, was bei Rockträgerinnen die ein oder andere unvorhergesehene Situation hervorrufen kann und das hastige Greifen nach dem davon rutschenden Strumpf.
Die Ära der echten Nahtnylons war vorbei als die ersten Rundstrickmaschinen entwickelt wurden, die Naht war damit hinfällig, ein Übriges für das Aussterben tat dann die Erfindung der Strumpfhose, endlich fielen die für die meisten Frauen so lästigen Strumpfhalter weg.
Nur 4 Maschinen weltweit tun heute noch ihren unentwegten Dienst. Dementsprechend wenige Hersteller dieser langsam wiederentdeckten Luxusartikel gibt es:
In England sind dies Eleganti und GIO, in Frankreich Sodibas und in den USA Magnolia.
Lassen Sie sich also kein x für ein u vormachen. Echte Nylons sind immer zu 100% aus Nylon, haben immer eine Naht und ein Abschlussloch am oberen Ende des Strumpfes, das berühmte „Auge“. Und natürlich sind sie auf einer der vier noch vorhandenen Maschinen gewirkt.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, muss unter Umständen lange suchen, in normalen Damenwäscheabteilungen sind diese Raritäten nicht zu finden. Im Internet findet man aber schnell den richtigen Anbieter.
Umso mehr ist es ein Genuss, die Blicke auf sich zu ziehen, schließlich sehen wahre Kenner gleich den Unterschied am Bein einer Frau.
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